WLC Würth-Logistik und Johannes-Diakonie starten inklusives Projekt

20.07.23

Das Unternehmen will Menschen mit Behinderung in den Arbeitsmarkt integrieren.

Kooperation Johannes Diakonie

Sie freuen sich über die Zusammenarbeit (v. l.): Beate Altrieth (Prokuristin WLC Würth-Logistik), Wolfram Weber (Projektverantwortlicher WLC Würth-Logistik), Anastasia Ehret, Jan Bundschuh, Richard Chrispens, Thomas Lang, Volker Hirsch (Jobcoach der Johannes-Diakonie), Rüdiger Stobbe (Leiter der Buchener und der Wertheimer Werkstätten der Johannes-Diakonie), Klaus Groninger (Geschäftsführer WLC Würth-Logistik) und Mareike Scheuermann (Diversitätsbeauftragte WLC Würth-Logistik). Fotos: Dominik Rechner

Adelsheim. (dore) „In der Gesellschaft geht man einander gerne aus dem Weg – wir wollen Menschen mit und ohne Behinderung dagegen aktiv zusammen führen“, betont Klaus Groninger, Geschäftsführer von WLC Würth-Logistik. In Zusammenarbeit mit der Johannes-Diakonie Buchen hat das Unternehmen mit Hauptsitz in Adelsheim ein inklusives Projekt gestartet: Seit Dienstag vergangener Woche arbeiten vier Menschen mit Behinderung, die bislang in den Werkstätten der Diakonie tätig sind, bei WLC Würth-Logistik mit.

Aktuell absolvieren Thomas Lang (Mudau), Richard Chrispens (Hardheim), Anastasia Ehret (Waldhausen) und Jan Bundschuh (Rüdental) ein 14-tägiges Schnupperpraktikum, ab Montag geht es dann mit einem zwölfwöchigen Praktikum weiter, schildert Volker Hirsch, Jobcoach der Johannes-Diakonie Buchen. Und Hirsch hätte gerne noch mehr geeignete Arbeitskräfte aus der Werkstatt in Buchen für das Projekt ausgewählt – doch die schlechten ÖPNV-Verbindungen in deren Wohnorte hätten dies leider verhindert. „Die öffentlichen Verkehrsmittel sind das größte Problem“, bemängelt Hirsch.

Ziel des Projekts sei es – und das betonen alle am Projekt Beteiligten der Diakonie und des Unternehmens – , dass die Vier langfristig gesehen als Vollzeitarbeitskräfte in das Unternehmen integriert werden. „Wie lange das dauert, ob Monate oder vielleicht auch Jahre, wird sich zeigen“, sind sich Wolfram Weber, Projektverantwortlicher von WLC Würth-Logistik, und Rüdiger Stobbe, Leiter der Diakonie-Werkstätten Buchen und Wertheim, einig. „Der Weg zum festen Mitarbeiter ist für die Menschen mit Behinderung definitiv steinig. Es gefällt ihnen alles, aber es ist natürlich eine Umstellung, von uns hierherzukommen“, stellt Volker Hirsch auch klar.

Doch alle sind von diesem Weg überzeugt. Das Unternehmen sehe es als gesellschaftliche und soziale Verpflichtung an, etwas für die Integration von Menschen mit Behinderung zu tun, so Geschäftsführer Klaus Groninger. Das entspreche der Kultur des Hauses, die durch die Familie Würth geprägt sei.

„Man hat schon lange und mit großer Hingabe dafür gesorgt, dass Menschen mit Behinderung eine wichtige Rolle in der Würth Gruppe spielen, und wollte Barrieren im Kopf lösen“ hebt die Diversitätsbeauftragte von WLC Würth-Logistik, Mareike Scheuermann, hervor.

Seit dem vergangenen Jahr habe die Würth-Gruppe ein Diversitäts-Netzwerk aufgebaut, erklärt Scheuermann weiter. Wolfram Weber habe dementsprechend dieses Projekt ins Leben gerufen, bei dem Menschen mit und ohne Behinderung Hand in Hand arbeiten. Zu den Zielen des Projekts zählt er neben der Inklusion in die Geschäftsbereiche der Firma auch die Sensibilisierung der Mitarbeiter von WLC Würth-Logistik, barrierefreies Denken und letztlich eine selbstständige Arbeitsweise der Teilnehmer. So solle sich eine Win-win-Situation für alle Beteiligten ergeben: Das Unternehmen bekommt neue Arbeitskräfte, die Menschen mit Behinderung wiederum einen festen Außenarbeitsplatz. In einem nächsten Schritt soll dann die Mitarbeit von Menschen mit Behinderung an weiteren Standorten von WLC Würth-Logistik folgen.

„Es wird sicherlich eine Herausforderung, aber ich freue mich auf die Partnerschaft, die auch im Hinblick auf den Fachkräftemangel eine Chance darstellt“, meint Geschäftsführer Groninger. Dem stimmt Diakonie-Werkstättenleiter Rüdiger Stobbe zu: „Es gibt viele Möglichkeiten, Menschen mit Behinderungen zu integrieren. Viele Unternehmen haben gemerkt: Wenn man so weitermacht, dann wird das nichts. Und wer weiß, was in fünf bis zehn Jahren ist.“

Die ersten Tage des neuen Projekts verliefen derweil vielversprechend: „Es ist schon ein ganz angenehmer Effekt eingetreten, dass die Mitarbeiter von sich aus sagen: Wir wollen auch außerhalb der Arbeitszeit nach den Menschen mit Behinderung schauen, nehmen sie mit in die Pause. Sie sitzen nirgendwo alleine“, erzählt Wolfram Weber. „Ich glaube, sie fühlen sich wohl. Stand heute würde ich sagen: Es läuft!“

Mit der Zeit werde sich herauskristallisieren, in welchen Bereichen man die Vier dauerhaft einsetzen könne. Sicher ist: Es werden wie in diesen ersten Tagen Bereiche ohne bzw. mit geringem Gefahrenpotenzial sein. Bislang konnten sich Thomas Lang, Richard Chrispens, Anastasia Ehret und Jan Bundschuh schon in den Bereichen „Sortimentsbildung“ (Werkzeuge werden in Werkzeugkoffer verpackt, aus einzelnen Produkten wird ein Sortiment gebildet), „Verwiegen“ (Schrauben abwiegen und in kleine Kartons packen, entweder händisch oder mithilfe einer Maschine) und „Pakete verpacken/umpacken“ ausprobieren. „Wenn wir sehen, dass sich jemand entwickelt, dann kann er bzw. sie gerne auch weitere Arbeiten übernehmen“, stellt Weber den Vier in Aussicht.

Rhein-Neckar-Zeitung (2023)