"Wichtig, dass Mädels in Mint-Berufen arbeiten"

29.04.23

Beim "Girls' Day" schnuppern Mädchen in männerdominierte Berufe - Die RNZ sprach mit Teilnehmer:innen bei Konrad, Würth Logistik und Göttfert

„Es ist interessant, einmal in die Berufe zu schnuppern, die man sonst nicht auf dem Schirm hätte", darin waren sich alle Teilnehmerinnen des "Girls' Day" einig. Der Tag, der jedes Jahr stattfindet, soll Mädchen animieren, in typische "Männerberufe" hereinzuschnuppern. Damit wird besonders auf die sogenannten Mint-Bereiche (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) abgezielt, da gerade bei diesen Berufen der Anteil der Frauen bei unter 40 Prozent liegt. An dem deutschlandweiten Aktionstag nahmen erneut einige Firmen aus der Region teil. Die RNZ besuchte die Firma Konrad in Walldürn, Würth Logistik in Adelsheim und die Firma Göttfert in Buchen.

„Auf jeden Fall ins Handwerk"

„Ich mache später auf jeden Fall etwas im Handwerk", sagt die 13-jährige Lena. „Da erlebt man mehr als bei einem Bürojob." Deshalb hat sie sich für ihre Teilnahme am „Girls' Day" die Firma Konrad ausgesucht. Für das Walldürner Unternehmen, das Arbeiten im Stahl- und Metallbau durchführt, hat sich Lena entschieden, weil sie „noch nichts mit Metall" gemacht hat. Um einen guten Einblick in den Beruf zu bekommen, plant und fertigt sie dort einen eigenen Schlüsselanhänger. Sie hat sich für ein ovales Exemplar entschieden, in das ihr Name eingraviert ist - als Souvenir für ihre Teilnahme beim „Girls' Day".

Die Firma Konrad ist in diesem Jahr erstmals vertreten. „Die Berufe in der Werkstatt sind immer noch sehr männerdominiert", erklärt Werkstattleiter Klaus Spatz. Dabei seien gerade die Mädchen, die sich für den Beruf entscheiden, „besser als manche Männer", führt er weiter aus. Das läge vor allem daran, dass diese Mädchen sich wirklich für den Beruf interessieren würden. Außerdem seien sie sehr engagiert. Damit Kinder einen Beruf finden, der zu ihnen passt und ihnen Spaß macht, sind dem Werkstattleiter zufolge die Eltern in der Pflicht. Denn geraed Praktika bieten früh eine Orientierung. „So kann jeder direkt erkennen, ob der angestrebte Beruf etwas für einen ist oder nicht", sagt Spatz.

Rollenbilder immer noch präsent

Der Logsitikdienstleister Würth Logistik, der insgesamt 750 Mitarbeiter zählt, bietet ebenfalls an mehreren seiner Standorte Einblicke beim „Girls' Day" an. Auf den ersten Blick sieht das Geschlechterverhältnis bei dem großen Unternehmen über alle Mitarbeiter verteilt ausgeglichen aus. Aber: „Man sieht in den einzelnen Abteilungen, dass die Rollenbilder noch eine Rolle spielen", meint Mareike Scheuermann, die für das Marketing der Firma zuständig.

In Adelsheim schauen scih fünf Mädchen den Ausbildungsberuf Fachkraft für Lagerlogistik an. Die meisten von ihnen haben über die Schule vom „Girls' Day" erfahren und sich dann angemeldet. Für Würth Logistik haben sie sich entschieden, weil sie konkret am Beruf interessiert sind oder weil Bekannte bereits dort arbeiten. Passend zum Motto des Tages sind es zwei Mitarbeiterinnen, die den Teilnehmerinnen den klassischen „Männerberuf" bei Würth vorstellen. „Sie können am besten darüber berichten", erklärt Mareike Scheuermann. Bei den jungen Mädchen kommt es gut an, direkt ein solches Beispiel zu haben. „Ich finde es toll und mutig, dass ihr euch als Frauen einen Männerberuf ausgesucht habt. Ich finde alles, was ein Mann macht, kann eine Frau auch machen", erklärt eine der Teilnehmerinnen.

Klaus Groninger, einer der beiden Geschäftsführer bei Würth, freut sich über das Interesse: „Ich finde es richtig toll, dass ihr euch für uns und eher männlich geprägte Berufe interessiert." Er ergänzt, dass die Rollenbilder egal seien und die Mädchen den Beruf ergreifen sollen, der ihnen Spaß mache.

Eigenes Computerspiel programmiert

Die Firma Göttfert, die Prüfgeräte für Kunstsoffe und Kautschuk herstellt, beteiligt sich ebenfalls beim „Girls' Day". Bei der Buchener Firma schnuppern zwei Mädchen in den Ausbilungsberuf des technischen Produktdesigners und zwei weitere in den des Fachinformatikers. Alle vier Mädchen ließen sich von ihren Lehrern ermutigen, am „Girls' Day" teilzunehmen. Auf das Unternehmen Göttfert sind sie über die offizielle Internetseite des „Girls' Day" gestoßen. „Ich sah das Angebot und es interessierte mich. Also meldete ich mich an", erklärt einer der Teilnehmerinnen. Nach einer Führung durch den Betrieb lernen die ersten beiden Mädchen zunächst, was ein technischer Produktdesigner macht. Danach dürfen sie den Job selbst ausprobieren und einen Würfel designen. Die beiden Mädchen, die in der IT-Abteilung betreut werden, lassen sich Server zeigen und dürfen das Innenleben eines PCs betrachten. Den haben sie zuvor natürlich selbst auseinandergebaut. Um die Grundlagen des Programmierens kennenzulernen, programmieren die beiden simple Spiele mithilfe eines Programms. Darin müssen sie beispielweise als Rakete Steine abschießen. Noch dazu programmieren sie ein eigenen Pacman-Spiel und ein Jump-and-Run. Nach ihrem „Arbeitstag" bei Göttfert zeigen sich alle vier zufrieden: „Vielleicht komme ich nächstes Jahr wieder", kündigt eine Teilnehmerin an. Thomas Geier, der bei Göttfert in der IT-Abteilung tätig ist, freut sich über das Interesse: „Es ist wichtig, dass Mädels in Mint-Berufen arbeiten, weil sie eine andere Herangehensweise haben."

(Quelle:www.rnz.de)